C'est en montrant le vice à nu que l'on ramène à la vertu. (Französisches Sprichwort,} Wer sich wissenschaftlich mit Volksforschung befaßt, der muß sich auch mit der Entwicklunggeschichte der geschlechtlichen Sitten und Bräuche und der auf ihnen beruhenden rechtlichen und religiösen Anschauungen aufs eingehendste vertraut machen. Alle psychischen Prozesse, auch die sozialen, haben eine physische Parallele, die zu erforschen die gemeinsame Aufgabe der Geistes- und Naturwissenschaften ist/'1) Wir werden in unseren Jahr- büchern Mitteilungen bringen, die nicht nur des Interesses der Philologen schon wegen der Menge in Wörterbüchern wenig oder gar nicht berück- sichtigter Ausdrücke und Wendungen sicher sind, sondern auch ebenso und noch mehr ihres sachlichen Inhaltes wegen die größte Würdigung bei Anthropologen, Ethnologen, Folkloristen, Kulturhistorikern, Sozio- logen, Ärzten und Juristen finden werden. Mag man auch im Gesicht- kreise unserer ästhetisch geläuterten Kultur der wirklich gebildeten Gesellschaftschichten den Wert näherer Kenntnis von Erscheinungen des sogenannten rohesten, abscheulichsten, verächtlichsten Triebes, des Geschlechtstriebes und von dem was damit zusammenhängt, be- zweifeln oder sich geringschätzig darüber äußern, so viel steht aber von vornherein fest, daß man, um urteilberechtigt zu sein, zumindest die Dinge erst gründlich kennen lernen und sie dort suchen muß, wo sie zu beobachten und zu erforschen sind. Die folkloristische Forschung- methode, die sich schon vielfach glänzend und erfolgreich im Dienste der Wissenschaft bewährt hat, fand bis jetzt nur in bescheidenem Maße Anwendung auf die Überlieferungen, die von den Äußerungen des Geschlechtslebens berichten. ) Dr. Alfred Ploetz: Die Begriffe Rasse und Gesellschaft und die davon abge- leiteten Disziplinen. Archiv f. Rassen- und Gesellschaftsbiologie. Berlin 1904. S. 22
C'est en montrant le vice à nu que l'on ramène à la vertu. (Französisches Sprichwort,} Wer sich wissenschaftlich mit Volksforschung befaßt, der muß sich auch mit der Entwicklunggeschichte der geschlechtlichen Sitten und Bräuche und der auf ihnen beruhenden rechtlichen und religiösen Anschauungen aufs eingehendste vertraut machen. Alle psychischen Prozesse, auch die sozialen, haben eine physische Parallele, die zu erforschen die gemeinsame Aufgabe der Geistes- und Naturwissenschaften ist/'1) Wir werden in unseren Jahr- büchern Mitteilungen bringen, die nicht nur des Interesses der Philologen schon wegen der Menge in Wörterbüchern wenig oder gar nicht berück- sichtigter Ausdrücke und Wendungen sicher sind, sondern auch ebenso und noch mehr ihres sachlichen Inhaltes wegen die größte Würdigung bei Anthropologen, Ethnologen, Folkloristen, Kulturhistorikern, Sozio- logen, Ärzten und Juristen finden werden. Mag man auch im Gesicht- kreise unserer ästhetisch geläuterten Kultur der wirklich gebildeten Gesellschaftschichten den Wert näherer Kenntnis von Erscheinungen des sogenannten rohesten, abscheulichsten, verächtlichsten Triebes, des Geschlechtstriebes und von dem was damit zusammenhängt, be- zweifeln oder sich geringschätzig darüber äußern, so viel steht aber von vornherein fest, daß man, um urteilberechtigt zu sein, zumindest die Dinge erst gründlich kennen lernen und sie dort suchen muß, wo sie zu beobachten und zu erforschen sind. Die folkloristische Forschung- methode, die sich schon vielfach glänzend und erfolgreich im Dienste der Wissenschaft bewährt hat, fand bis jetzt nur in bescheidenem Maße Anwendung auf die Überlieferungen, die von den Äußerungen des Geschlechtslebens berichten. ) Dr. Alfred Ploetz: Die Begriffe Rasse und Gesellschaft und die davon abge- leiteten Disziplinen. Archiv f. Rassen- und Gesellschaftsbiologie. Berlin 1904. S. 22