Das Haus an der Voldersgracht

Ein Vermeer-Roman

Biography & Memoir, Artists, Architects & Photographers, Fiction & Literature, Historical
Cover of the book Das Haus an der Voldersgracht by Ingrid Möller, EDITION digital
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Author: Ingrid Möller ISBN: 9783956550584
Publisher: EDITION digital Publication: September 27, 2014
Imprint: EDITION digital Language: German
Author: Ingrid Möller
ISBN: 9783956550584
Publisher: EDITION digital
Publication: September 27, 2014
Imprint: EDITION digital
Language: German

Es besteht kein Zweifel, dass man das Werk eines Künstlers erst dann würdigen kann, wenn man über das erlebende Betrachten hinaus etwas vom Schicksal des Meisters in Erfahrung gebracht hat. Vermeer, der mit seiner Vaterstadt aufs engste verwurzelt war, ließ die provinzielle Enge und Behäbigkeit des Delfter Alltags zum Gegenstand seiner farbkräftigen Gemälde werden, mit denen ihm allgemeingültige künstlerische Aussage gelang. Die Autorin vollzieht den Schaffensprozess schöpferisch und spannend nach. LESEPROBE: »Ich weiß es zu schätzen, dass Ihr es mir anbietet. Ich bin Euch ein schwieriger Kunde.« »Schwierige Kunden sind gute Kunden. Sie beweisen Geschmack. Lassen sich nichts aufschwatzen.« Bramer sah, wie die Hände des Alten zu zittern begannen. Die Angst, dass der Kunde gehen könnte, ohne etwas zu kaufen, stand ihm im Gesicht. »Man trägt jetzt Perlschnüre im Haar - vielleicht darf es so etwas sein«, schlug der Juwelier vor. Was in aller Welt nennt dieser Mensch denn bloß etwas Besonderes, dachte er insgeheim. Bramer wog die Kette in den Händen. Zuviel Perlen, überlegte er, zu viel Gulden. Aber Perlen, ja, die wären richtig. Ihr Schimmer - es muss eine andere Verwendungsart geben! Ring? Nein! Armband? Nein! Bramer sah sich wieder um, öffnete selbst Schubfächer, kümmerte sich nicht um den Alten. Und da geschah es, dass er dieses Perlohrgehänge entdeckte, das gerade so bewundert wird. Doch der Juwelier war keineswegs bereit, es zu verkaufen. Vielmehr schien er erschrocken darüber, dass Bramer es überhaupt gefunden hatte. Bramer aber gab seinen Entschluss nicht auf: Dieses Schmuckstück wollte er - nichts anderes. Der Juwelier wand sich, es sei eine Sonderanfertigung, die noch nicht abgeholt sei, er dürfe sie nicht verkaufen. Bramer, der gewohnt war zu erreichen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, war erregt aus dem Laden gegangen und hatte den Juwelier seinen Gewissensbissen überlassen. Einen Tag später aber stand van der Velden bei Bramer in der Tür, mit dem Schmuck. »Mijnheer Bramer - verzeiht - ich habe mich entschlossen - Euch das Ohrgehänge zu überlassen«, stammelte er, »es hat vor Jahren ein Marineoffizier in Arbeit gegeben - für seine Braut - ein weit gereister Mann - hat sich nie wieder blicken lassen«, und mit einer Miene, als müsse er sich selbst die Überzeugung aufzwingen, setzte er hinzu: »Vermutlich ist er längst gefallen - gegen die Engländer - da fallen ja viele, sagt man ...«

Geboren 1934 in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern). Studium der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie an der Humboldt-Universität BerIin. Diplom, Promotion zumn Dr. phil. 1965-69 Redakteurin am Lexikon der Kunst, HU Berlin. 1973-84 Leiterin der Graphischen Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin. Ausstellungsbetreuungen u.a. in Japan, Mexiko und Estland. Studienaufenthalte in Holland, Frankreich, England, Irland, Skandinavien, Italien und den USA Verheiratet seit 1955, drei Kinder, vier Enkel. Seit 1985 freischaffende Schriftstellerin. Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller und im Friedrich-Bödecker-Kreis. Auszeichnungen: Franz Bunke-Preis 1991 (Hamburg), Peter-Härtling-Preis 1994 (Weinheim). Bibliografie (Auswahl): Das Haus an der Voldersgracht. Ein Vermeer-Roman. Prisma-Verlag, Leipzig 1977, Meister Bertram. Ein Künstlerroman. Prisma-Verlag, Leipzig 1981, A. v. Ostade. Radierungen, eigene Bestände im Staatlichen Museum Schwerin. Staatliches Museum, Schwerin 1985, Die Woge. Ein Hokusai-Roman. Prisma-Verlag, Leipzig 1988, Das mecklenburgische Reutergeld von 1921. Ein kulturgeschichtliches Kuriosum. Stock und Stein, Schwerin 1994, Ein Schmetterling aus Surinam. Die Kindheit der Maria Sibylla Merian. Beltz und Gelberg, Weinheim 1995, Wetterleuchten über Isenheim. Ein Grünewald-Roman. Fouqué-Literaturverlag, Egelsbach/Frankfurt am Main 2002, Schwerin. Hinstorff, Rostock 1998, Mecklenburg-Vorpommern. Hinstorff, Rostock 1999, Reisefieber-Fieberreisen. Helms, Schwerin 2004, Quintessenzen. Gedichte. Edition Nordwindpress, Hof Grabow 2006, Bei den Schmetterlingen in Surinam. Die Reise der Maria Sibylla Merian. Edition Nordwindpress, Dalberg-Wendelstorff 2008. Der Maler und sein Biograph. Ein Thomas Gainsborough-Roman. Edition Nordwindpress, Lychen 2011 Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M. geborene S. Edition Nordwindpress, Lychen 2012 Der Traum vom Glück ohne Ende. Aus dem Leben des Malers Adrian Ludwig Richter. EDITION digital, Pinnow 2014

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Es besteht kein Zweifel, dass man das Werk eines Künstlers erst dann würdigen kann, wenn man über das erlebende Betrachten hinaus etwas vom Schicksal des Meisters in Erfahrung gebracht hat. Vermeer, der mit seiner Vaterstadt aufs engste verwurzelt war, ließ die provinzielle Enge und Behäbigkeit des Delfter Alltags zum Gegenstand seiner farbkräftigen Gemälde werden, mit denen ihm allgemeingültige künstlerische Aussage gelang. Die Autorin vollzieht den Schaffensprozess schöpferisch und spannend nach. LESEPROBE: »Ich weiß es zu schätzen, dass Ihr es mir anbietet. Ich bin Euch ein schwieriger Kunde.« »Schwierige Kunden sind gute Kunden. Sie beweisen Geschmack. Lassen sich nichts aufschwatzen.« Bramer sah, wie die Hände des Alten zu zittern begannen. Die Angst, dass der Kunde gehen könnte, ohne etwas zu kaufen, stand ihm im Gesicht. »Man trägt jetzt Perlschnüre im Haar - vielleicht darf es so etwas sein«, schlug der Juwelier vor. Was in aller Welt nennt dieser Mensch denn bloß etwas Besonderes, dachte er insgeheim. Bramer wog die Kette in den Händen. Zuviel Perlen, überlegte er, zu viel Gulden. Aber Perlen, ja, die wären richtig. Ihr Schimmer - es muss eine andere Verwendungsart geben! Ring? Nein! Armband? Nein! Bramer sah sich wieder um, öffnete selbst Schubfächer, kümmerte sich nicht um den Alten. Und da geschah es, dass er dieses Perlohrgehänge entdeckte, das gerade so bewundert wird. Doch der Juwelier war keineswegs bereit, es zu verkaufen. Vielmehr schien er erschrocken darüber, dass Bramer es überhaupt gefunden hatte. Bramer aber gab seinen Entschluss nicht auf: Dieses Schmuckstück wollte er - nichts anderes. Der Juwelier wand sich, es sei eine Sonderanfertigung, die noch nicht abgeholt sei, er dürfe sie nicht verkaufen. Bramer, der gewohnt war zu erreichen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, war erregt aus dem Laden gegangen und hatte den Juwelier seinen Gewissensbissen überlassen. Einen Tag später aber stand van der Velden bei Bramer in der Tür, mit dem Schmuck. »Mijnheer Bramer - verzeiht - ich habe mich entschlossen - Euch das Ohrgehänge zu überlassen«, stammelte er, »es hat vor Jahren ein Marineoffizier in Arbeit gegeben - für seine Braut - ein weit gereister Mann - hat sich nie wieder blicken lassen«, und mit einer Miene, als müsse er sich selbst die Überzeugung aufzwingen, setzte er hinzu: »Vermutlich ist er längst gefallen - gegen die Engländer - da fallen ja viele, sagt man ...«

Geboren 1934 in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern). Studium der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie an der Humboldt-Universität BerIin. Diplom, Promotion zumn Dr. phil. 1965-69 Redakteurin am Lexikon der Kunst, HU Berlin. 1973-84 Leiterin der Graphischen Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin. Ausstellungsbetreuungen u.a. in Japan, Mexiko und Estland. Studienaufenthalte in Holland, Frankreich, England, Irland, Skandinavien, Italien und den USA Verheiratet seit 1955, drei Kinder, vier Enkel. Seit 1985 freischaffende Schriftstellerin. Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller und im Friedrich-Bödecker-Kreis. Auszeichnungen: Franz Bunke-Preis 1991 (Hamburg), Peter-Härtling-Preis 1994 (Weinheim). Bibliografie (Auswahl): Das Haus an der Voldersgracht. Ein Vermeer-Roman. Prisma-Verlag, Leipzig 1977, Meister Bertram. Ein Künstlerroman. Prisma-Verlag, Leipzig 1981, A. v. Ostade. Radierungen, eigene Bestände im Staatlichen Museum Schwerin. Staatliches Museum, Schwerin 1985, Die Woge. Ein Hokusai-Roman. Prisma-Verlag, Leipzig 1988, Das mecklenburgische Reutergeld von 1921. Ein kulturgeschichtliches Kuriosum. Stock und Stein, Schwerin 1994, Ein Schmetterling aus Surinam. Die Kindheit der Maria Sibylla Merian. Beltz und Gelberg, Weinheim 1995, Wetterleuchten über Isenheim. Ein Grünewald-Roman. Fouqué-Literaturverlag, Egelsbach/Frankfurt am Main 2002, Schwerin. Hinstorff, Rostock 1998, Mecklenburg-Vorpommern. Hinstorff, Rostock 1999, Reisefieber-Fieberreisen. Helms, Schwerin 2004, Quintessenzen. Gedichte. Edition Nordwindpress, Hof Grabow 2006, Bei den Schmetterlingen in Surinam. Die Reise der Maria Sibylla Merian. Edition Nordwindpress, Dalberg-Wendelstorff 2008. Der Maler und sein Biograph. Ein Thomas Gainsborough-Roman. Edition Nordwindpress, Lychen 2011 Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M. geborene S. Edition Nordwindpress, Lychen 2012 Der Traum vom Glück ohne Ende. Aus dem Leben des Malers Adrian Ludwig Richter. EDITION digital, Pinnow 2014

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