Die drei Sprünge des Wang-lun Chinesischer Roman

Nonfiction, Religion & Spirituality, New Age, History, Fiction & Literature
Cover of the book Die drei Sprünge des Wang-lun Chinesischer Roman by Alfred Döblin, Library of Alexandria
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Alfred Döblin ISBN: 9781465588661
Publisher: Library of Alexandria Publication: March 8, 2015
Imprint: Language: German
Author: Alfred Döblin
ISBN: 9781465588661
Publisher: Library of Alexandria
Publication: March 8, 2015
Imprint:
Language: German
Auf den Bergen Tschi-lis, in den Ebenen, unter dem alles duldenden Himmel saßen die, gegen welche die Panzer und Pfeile des Kaisers Khien-lung gerüstet wurden. Die durch die Städte zogen, sich über die Marktflecken und Dörfer verbreiteten. Ein leiser Schauer ging durch das Land, wo die Wahrhaft Schwachen“ erschienen. Ihr Name Wu-wei war seit Monaten wieder in allen Mündern. Sie hatten keine Wohnstätten; sie bettelten um den Reis, den Bohnenbrei, den sie brauchten, halfen den Bauern, Handwerkern bei der Arbeit. Sie predigten nicht, suchten niemanden zu bekehren. Vergeblich bemühten sich Literaten, die sich unter sie mischten, ein religiöses Dogma von ihnen zu hören. Sie hatten keine Götterbilder, sprachen nicht vom Rade des Daseins. Nachts schlugen viele ihr Lager auf unter Felsen, in den riesigen Waldungen, Berghöhlen. Ein lautes Seufzen und Weinen erhob sich oft von ihren Raststätten. Das waren die jungen Brüder und Schwestern. Viele aßen kein Fleisch, brachen keine Blumen um, schienen Freundschaft mit den Pflanzen, Tieren und Steinen zu halten. Da war ein frischer junger Mann aus Schan-tung, der das erste Examen mit Auszeichnung bestanden hatte. Er hatte seinen Vater, der allein im Fischerboot ausgefahren war, aus schwerster Seenot gerettet; ehe er dem Vater nachfuhr, gelobte er, den Wu-wei-Anhängern zu folgen. Und so ging er, kaum daß die freudevollen Examensfeiern vorbei waren, still aus dem Haus. Es war ein ehrerbietiger, etwas scheuer Jüngling, mit eingekellerten Augen, der sichtlich schwer unter seinem seelischen Zwiespalt litt. Ein Bohnenhändler, ein rippendürrer Mann, lebte fünfzehn Jahre in kinderloser Ehe. Er grämte sich tief, daß niemand nach seinem Tode für ihn beten würde, seinen Geist speisen und pflegen würde. Als er fünfundvierzig Jahre alt wurde, verließ er seine Heimat.
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Auf den Bergen Tschi-lis, in den Ebenen, unter dem alles duldenden Himmel saßen die, gegen welche die Panzer und Pfeile des Kaisers Khien-lung gerüstet wurden. Die durch die Städte zogen, sich über die Marktflecken und Dörfer verbreiteten. Ein leiser Schauer ging durch das Land, wo die Wahrhaft Schwachen“ erschienen. Ihr Name Wu-wei war seit Monaten wieder in allen Mündern. Sie hatten keine Wohnstätten; sie bettelten um den Reis, den Bohnenbrei, den sie brauchten, halfen den Bauern, Handwerkern bei der Arbeit. Sie predigten nicht, suchten niemanden zu bekehren. Vergeblich bemühten sich Literaten, die sich unter sie mischten, ein religiöses Dogma von ihnen zu hören. Sie hatten keine Götterbilder, sprachen nicht vom Rade des Daseins. Nachts schlugen viele ihr Lager auf unter Felsen, in den riesigen Waldungen, Berghöhlen. Ein lautes Seufzen und Weinen erhob sich oft von ihren Raststätten. Das waren die jungen Brüder und Schwestern. Viele aßen kein Fleisch, brachen keine Blumen um, schienen Freundschaft mit den Pflanzen, Tieren und Steinen zu halten. Da war ein frischer junger Mann aus Schan-tung, der das erste Examen mit Auszeichnung bestanden hatte. Er hatte seinen Vater, der allein im Fischerboot ausgefahren war, aus schwerster Seenot gerettet; ehe er dem Vater nachfuhr, gelobte er, den Wu-wei-Anhängern zu folgen. Und so ging er, kaum daß die freudevollen Examensfeiern vorbei waren, still aus dem Haus. Es war ein ehrerbietiger, etwas scheuer Jüngling, mit eingekellerten Augen, der sichtlich schwer unter seinem seelischen Zwiespalt litt. Ein Bohnenhändler, ein rippendürrer Mann, lebte fünfzehn Jahre in kinderloser Ehe. Er grämte sich tief, daß niemand nach seinem Tode für ihn beten würde, seinen Geist speisen und pflegen würde. Als er fünfundvierzig Jahre alt wurde, verließ er seine Heimat.

More books from Library of Alexandria

Cover of the book Expositor's Bible: The Song of Solomon and the Lamentations of Jeremiah by Alfred Döblin
Cover of the book The Moral and Intellectual Diversity of Races With Particular Reference to Their Respective Influence in the Civil and Political History of Mankind by Alfred Döblin
Cover of the book The Safety Match by Alfred Döblin
Cover of the book The Gay Lord Quex: A Comedy in Four Acts by Alfred Döblin
Cover of the book Memorial Address on The Life and Character of Abraham Lincoln Delivered at The request of both Houses of Congress of America by Alfred Döblin
Cover of the book Lyrical Ballads 1798 by Alfred Döblin
Cover of the book The Acts of the Disputation With the Heresiarch Manes by Alfred Döblin
Cover of the book The Growth of a Soul by Alfred Döblin
Cover of the book Ovind: A Story of Country Life in Norway by Alfred Döblin
Cover of the book El Capitán Veneno: The Hispanic Series by Alfred Döblin
Cover of the book The Book of the Epic: The World's Great Epics Told in Story by Alfred Döblin
Cover of the book The Communistic Societies of the United States From Personal Visit and Observation by Alfred Döblin
Cover of the book Evidence from Scripture and History of the Second Coming of Christ by Alfred Döblin
Cover of the book Early Spring in Massachusetts: From the Journal of Henry David Thoreau by Alfred Döblin
Cover of the book The Man Who Played to Lose by Alfred Döblin
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy