Author: | Josephine Siebe | ISBN: | 9783749436545 |
Publisher: | Books on Demand | Publication: | July 29, 2019 |
Imprint: | Language: | German |
Author: | Josephine Siebe |
ISBN: | 9783749436545 |
Publisher: | Books on Demand |
Publication: | July 29, 2019 |
Imprint: | |
Language: | German |
... Es war an einem Sommermorgen zu der Stunde, da Tag und Nacht sich scheiden. Im Osten schimmerte erst ein schwaches Rot am Himmel, denn die Sonne ruhte noch. Aber die Vögel waren schon wach. Da und dort grüßte ein helles Zwitschern den anbrechenden Tag, im nahen Dorf krähten zwei Hähne um die Wette und am Flussufer schwätzten lustig ein paar Wasservögel. Dazwischen lauschten die Vögel aber immer wieder hinüber nach der Rabeninsel und einer rief es dem andern wieder und wieder zu: »Heute ziehen sie, heute ziehen sie!« Auf der Insel herrschte ein ungewöhnliches Leben. Von Ast zu Ast, von Baum zu Baum flatterten die schwarzen Vögel. Keiner blieb in seinem Nest. Aber das sonst so gelle Gekrächze klang nicht froh der Sonne entgegen, nur dumpfe, dunkle Schreie wurden laut und selbst der jüngste Nestling wagte kein Jauchzen. Im Osten war das Rot tiefer geworden, da ertönte plötzlich vom höchsten Baum der Insel herab ein durchdringender Ruf: »Die Sonne geht auf, die Zeit ist da!« Die Königin Rikra war es, die ihre Getreuen zusammenrief. Die Vögel der Insel flogen herbei. Selbst die Jungen, die erst ein paar Flatterstunden hinter sich hatten, nahmen alle ihre Kraft zusammen, um eine der fünf hohen Ulmen zu erreichen, die den höchsten Baum der Insel, Wächtern gleich, umstanden. Auf die Ulmen ließen sich alle nieder und die Bäume wurden schwarz von den vielen Vögeln, die darauf saßen. Rikra sprach. Sie verkündete, dass uraltes Gesetz gebot, von Zeit zu Zeit müsse ein Teil der Vögel die Insel verlassen und sich eine neue Heimat suchen. ...
... Es war an einem Sommermorgen zu der Stunde, da Tag und Nacht sich scheiden. Im Osten schimmerte erst ein schwaches Rot am Himmel, denn die Sonne ruhte noch. Aber die Vögel waren schon wach. Da und dort grüßte ein helles Zwitschern den anbrechenden Tag, im nahen Dorf krähten zwei Hähne um die Wette und am Flussufer schwätzten lustig ein paar Wasservögel. Dazwischen lauschten die Vögel aber immer wieder hinüber nach der Rabeninsel und einer rief es dem andern wieder und wieder zu: »Heute ziehen sie, heute ziehen sie!« Auf der Insel herrschte ein ungewöhnliches Leben. Von Ast zu Ast, von Baum zu Baum flatterten die schwarzen Vögel. Keiner blieb in seinem Nest. Aber das sonst so gelle Gekrächze klang nicht froh der Sonne entgegen, nur dumpfe, dunkle Schreie wurden laut und selbst der jüngste Nestling wagte kein Jauchzen. Im Osten war das Rot tiefer geworden, da ertönte plötzlich vom höchsten Baum der Insel herab ein durchdringender Ruf: »Die Sonne geht auf, die Zeit ist da!« Die Königin Rikra war es, die ihre Getreuen zusammenrief. Die Vögel der Insel flogen herbei. Selbst die Jungen, die erst ein paar Flatterstunden hinter sich hatten, nahmen alle ihre Kraft zusammen, um eine der fünf hohen Ulmen zu erreichen, die den höchsten Baum der Insel, Wächtern gleich, umstanden. Auf die Ulmen ließen sich alle nieder und die Bäume wurden schwarz von den vielen Vögeln, die darauf saßen. Rikra sprach. Sie verkündete, dass uraltes Gesetz gebot, von Zeit zu Zeit müsse ein Teil der Vögel die Insel verlassen und sich eine neue Heimat suchen. ...