Author: | Hermann Heiberg | ISBN: | 9783746056081 |
Publisher: | Books on Demand | Publication: | February 26, 2018 |
Imprint: | Language: | German |
Author: | Hermann Heiberg |
ISBN: | 9783746056081 |
Publisher: | Books on Demand |
Publication: | February 26, 2018 |
Imprint: | |
Language: | German |
Aus dem Roman: ... An einem der Tage der nächsten Woche, als Wiebke im Begriff stand, noch einige Anordnungen an der Tafel zu treffen, trat zufällig der Graf ins Speisezimmer. Er hatte einen Brief in der Hand und wollte offenbar seiner Frau daraus Mitteilungen machen. »Eben schreibt dein Bruder Hans -« setzte er an, unterbrach sich jedoch, als er, das Haupt erhebend, nicht seine Frau, sondern Wiebke vor sich sah. Wiebke trug ein enganschließendes schwarzes Kleid, das ihre üppig schlanken Formen aufs vorteilhafteste zur Geltung brachte. Sie bot mit ihrem durchsichtig blassen Angesicht, dem blonden Haar, den dunklen Augen und schwarzen Augenwimpern einen wahrhaft sinnereizenden Anblick. »Herr Graf suchen die gnädige Frau!« hub sie an. »Die gnädige Frau ist noch von ihren Besuchen nicht zurückgekehrt.« »Ich danke.« Er wollte gehen. Aber in der Tür wandte er sich noch einmal zurück, trat einige Schritte vor und sagte mit einer fast verlegenen Artigkeit: »Da ich Sie hier treffe - ich wollte ohnehin schon immer fragen, mein Fräulein - haben Sie alles, wie Sie es wünschen? Fehlt auch etwas in Ihrem Zimmer an Bequemlichkeiten? Ist sonst etwas, das Sie lieber anders möchten?« Das junge Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, ich danke verbindlichst, Herr Graf. Ich hab' alles,« fügte sie bescheiden hinzu. Sie hielt den Blick gesenkt, und eine kleine Pause entstand. »Ich hoffe, Sie sagen es nicht nur! Sie entbehren wirklich nichts?« Und da sie hierauf nichts erwiderte, nur mit demselben Ausdruck sanfter Unterwürfigkeit stumm verneinte, warf er ein: »Mich leitet keine bloße Regung, mein Fräulein. Ich möchte, daß Sie es gut hätten, so gut hätten, wie es die Verhältnisse, wie sie einmal liegen, und die Sie, ich weiß es, richtig würdigen, gestatten!« »Ja, Herr Graf, ich würdige sie vollkommen und danke Ihnen herzlich. Mir fehlt nichts.« Diesmal erhob sie das dunkle Auge und ein so verführerischer Blick traf den Mann, daß es ihm im Nu heiß durch die Brust jagte. ...
Aus dem Roman: ... An einem der Tage der nächsten Woche, als Wiebke im Begriff stand, noch einige Anordnungen an der Tafel zu treffen, trat zufällig der Graf ins Speisezimmer. Er hatte einen Brief in der Hand und wollte offenbar seiner Frau daraus Mitteilungen machen. »Eben schreibt dein Bruder Hans -« setzte er an, unterbrach sich jedoch, als er, das Haupt erhebend, nicht seine Frau, sondern Wiebke vor sich sah. Wiebke trug ein enganschließendes schwarzes Kleid, das ihre üppig schlanken Formen aufs vorteilhafteste zur Geltung brachte. Sie bot mit ihrem durchsichtig blassen Angesicht, dem blonden Haar, den dunklen Augen und schwarzen Augenwimpern einen wahrhaft sinnereizenden Anblick. »Herr Graf suchen die gnädige Frau!« hub sie an. »Die gnädige Frau ist noch von ihren Besuchen nicht zurückgekehrt.« »Ich danke.« Er wollte gehen. Aber in der Tür wandte er sich noch einmal zurück, trat einige Schritte vor und sagte mit einer fast verlegenen Artigkeit: »Da ich Sie hier treffe - ich wollte ohnehin schon immer fragen, mein Fräulein - haben Sie alles, wie Sie es wünschen? Fehlt auch etwas in Ihrem Zimmer an Bequemlichkeiten? Ist sonst etwas, das Sie lieber anders möchten?« Das junge Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, ich danke verbindlichst, Herr Graf. Ich hab' alles,« fügte sie bescheiden hinzu. Sie hielt den Blick gesenkt, und eine kleine Pause entstand. »Ich hoffe, Sie sagen es nicht nur! Sie entbehren wirklich nichts?« Und da sie hierauf nichts erwiderte, nur mit demselben Ausdruck sanfter Unterwürfigkeit stumm verneinte, warf er ein: »Mich leitet keine bloße Regung, mein Fräulein. Ich möchte, daß Sie es gut hätten, so gut hätten, wie es die Verhältnisse, wie sie einmal liegen, und die Sie, ich weiß es, richtig würdigen, gestatten!« »Ja, Herr Graf, ich würdige sie vollkommen und danke Ihnen herzlich. Mir fehlt nichts.« Diesmal erhob sie das dunkle Auge und ein so verführerischer Blick traf den Mann, daß es ihm im Nu heiß durch die Brust jagte. ...