Author: | Joseph von Lauff | ISBN: | 9783746098241 |
Publisher: | Books on Demand | Publication: | March 12, 2018 |
Imprint: | Language: | German |
Author: | Joseph von Lauff |
ISBN: | 9783746098241 |
Publisher: | Books on Demand |
Publication: | March 12, 2018 |
Imprint: | |
Language: | German |
... Aus dem Schornstein des netten Häuschens stieg alsbald ein lichtblaues Wölkchen in den sonnigen Himmel hinein, ein Zeichen, daß die beiden Bottertjes in aller Gemütlichkeit dem Kaffee zusprachen. Und sie saßen beim Kaffee wie zwei wohlgenährte, aus derselben Werkstatt hervorgegangene Menschenkinder, so daß Klaartje, die erst vor etlichen Tagen bei Madam Bernadintje in Stellung getreten war, alle Mühe beim Anpräsentieren hatte, die beiden auseinanderzuhalten. Es gelang ihr nur schwach, denn so oft ihr Bernadintje auch vorreden mochte: "Die mit das blaue Schleifchen bin ich, und die mit das rote ist meine ältere Schwester Madam Wilhelmintje" - es half alles nichts: Klaartje wurde absolut nicht findiger dadurch und selbst, als sie nach fünfjähriger, treuer Dienstzeit sich einen eigenen Hausstand in Sankt Anne begründete, war sie nicht klüger als am ersten Tage ihres Diensteintrittes geworden und wunderte sich Stein und Bein darüber, wie es die Menschenmöglichkeit war, daß der liebe Gott es fertig gebracht hatte, zwei so ähnliche Geschöpfe in die Welt gesetzt zu haben. Zwei Fliegen oder zwei Mäuse oder zwei Kaffeebohnen - ja, das ließ sich noch hinnehmen, aber zwei Menschen ...! ... Bernadintje kam hierauf wieder auf den Domine und seine Tochter zu sprechen und erzählte, daß sie so gegen fünf herum eintreffen müßten, und wie sie alles nobel und splendid gemacht habe - und dabei klingelte sie mit ihrem Kaffeelöffelchen gegen die Tasse, daß es klappte und tönte. Und die liebe Nachmittagssonne sah in die Stube hinein und vergoldete alles: die Geranienstöcke, die Bilder an den Wänden und den schönen Messingkäfig, der blankgeputzt auf der Anrichte stand. Auch der Kanarienvogel hätte vor lauter Freude gesungen, wäre es ihm nur möglich gewesen, denn er war ebenfalls von Porzellan, genau so von Porzellan wie Wilhelmintje ihr Vogel - und Klaartje kam nicht aus der Verwunderung heraus und kicherte immer in sich hinein: "Nein, dieser liebe Gott! - zwei Bernadintjes und zwei Wilhelmintjes!" - und so ging das weiter, bis die Schatten draußen schon lange Beine und spitze Köpfe bekamen, und die Schwalben niedriger flogen. Und als sie das taten und mit ihren Flügelspitzen fast die Grashälmchen zwischen den Pflastersteinen berührten, da schwenkten sie auch um die beiden Oleanderbäume herum und wunderten sich und segelten mit einem langgezogenen "Sriiii!" durch alle Winkel und Ecken von Sankt Anne ter Muiden. - ...
... Aus dem Schornstein des netten Häuschens stieg alsbald ein lichtblaues Wölkchen in den sonnigen Himmel hinein, ein Zeichen, daß die beiden Bottertjes in aller Gemütlichkeit dem Kaffee zusprachen. Und sie saßen beim Kaffee wie zwei wohlgenährte, aus derselben Werkstatt hervorgegangene Menschenkinder, so daß Klaartje, die erst vor etlichen Tagen bei Madam Bernadintje in Stellung getreten war, alle Mühe beim Anpräsentieren hatte, die beiden auseinanderzuhalten. Es gelang ihr nur schwach, denn so oft ihr Bernadintje auch vorreden mochte: "Die mit das blaue Schleifchen bin ich, und die mit das rote ist meine ältere Schwester Madam Wilhelmintje" - es half alles nichts: Klaartje wurde absolut nicht findiger dadurch und selbst, als sie nach fünfjähriger, treuer Dienstzeit sich einen eigenen Hausstand in Sankt Anne begründete, war sie nicht klüger als am ersten Tage ihres Diensteintrittes geworden und wunderte sich Stein und Bein darüber, wie es die Menschenmöglichkeit war, daß der liebe Gott es fertig gebracht hatte, zwei so ähnliche Geschöpfe in die Welt gesetzt zu haben. Zwei Fliegen oder zwei Mäuse oder zwei Kaffeebohnen - ja, das ließ sich noch hinnehmen, aber zwei Menschen ...! ... Bernadintje kam hierauf wieder auf den Domine und seine Tochter zu sprechen und erzählte, daß sie so gegen fünf herum eintreffen müßten, und wie sie alles nobel und splendid gemacht habe - und dabei klingelte sie mit ihrem Kaffeelöffelchen gegen die Tasse, daß es klappte und tönte. Und die liebe Nachmittagssonne sah in die Stube hinein und vergoldete alles: die Geranienstöcke, die Bilder an den Wänden und den schönen Messingkäfig, der blankgeputzt auf der Anrichte stand. Auch der Kanarienvogel hätte vor lauter Freude gesungen, wäre es ihm nur möglich gewesen, denn er war ebenfalls von Porzellan, genau so von Porzellan wie Wilhelmintje ihr Vogel - und Klaartje kam nicht aus der Verwunderung heraus und kicherte immer in sich hinein: "Nein, dieser liebe Gott! - zwei Bernadintjes und zwei Wilhelmintjes!" - und so ging das weiter, bis die Schatten draußen schon lange Beine und spitze Köpfe bekamen, und die Schwalben niedriger flogen. Und als sie das taten und mit ihren Flügelspitzen fast die Grashälmchen zwischen den Pflastersteinen berührten, da schwenkten sie auch um die beiden Oleanderbäume herum und wunderten sich und segelten mit einem langgezogenen "Sriiii!" durch alle Winkel und Ecken von Sankt Anne ter Muiden. - ...