Anton und Gerda (Roman)

Fiction & Literature, Literary
Cover of the book Anton und Gerda (Roman) by Hans Fallada, Books on Demand
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Hans Fallada ISBN: 9783734741333
Publisher: Books on Demand Publication: January 4, 2018
Imprint: Language: German
Author: Hans Fallada
ISBN: 9783734741333
Publisher: Books on Demand
Publication: January 4, 2018
Imprint:
Language: German

Der mittellose, etwa dreißigjährige Dichter Anton Färber, der bei Freunden auf dem Lande lebte, hatte sich soeben zum Nachmittagsschlaf auf sein Bett gelegt, als das jaulende Lärmen der Hofhunde ihn mit einer Verwünschung hochfahren ließ. Kurzsichtig - das Glas lag neben ihm auf dem Stuhle - blinzelte er zum Fenster, pfiff einige Male gellend und ließ den Kopf wieder zwischen die Kissen fallen, mit einem Aufatmen in der plötzlich stark rauschenden Stille. Die Augenlider glitten kühl herab, der Mund öffnete sich ein wenig, die Glieder ruhten tiefer in den Polstern, und sacht verschwimmende Bilder flossen im Hirn -, als das Jaulen neu einsetzte und Färber vollwach auffuhr. "Auf dem Lande kommen die Tiere vor den Menschen, also, da sich das Viehzeug, scheint's, nicht beruhigen will, geh ich ein wenig spazieren? Ans Meer? Ans Meer!" An der Gartenpforte zögerte er, öffnete sie, trat ein, und zwischen Gemüsebeeten hindurch ging er den überrasten Gang abwärts, bis dahin, wo er sich im Gewucher von Haseln, Schneeballstrauch, Holunder und anderm Wildgewächs verlor. Hier setzte er sich auf eine Bank und sann vor sich. Seine Hand tastete spielend nach manchem Zweig, riß ihn ab, entblätterte ihn. Er kaute darauf. Dann waren rote Beeren da, und er freute sich an ihnen. Seine Stirn runzelte sich unwillig. "Ich muß gehen", murmelte er und gab sich einen Ruck. Aber er war so müde. Er lehnte sich zurück, ein bitterer Geschmack zog im Munde herum. Noch mehr Zweige, noch mehr Blätter, noch mehr Gekäu. Was sollte das? Die reine Spielerei. "Nein, ich muß gehen." Dann war ihm, als kläfften die Hunde wieder, aber so fern, so fern ... Dann ... Und nun ging er wirklich. Seit die letzten Hocken eingefahren sind, ist die Landschaft weit geworden, ausgeräumt. Die verstreuten Höfe liegen endlos voneinander entfernt, jeder in seinem windbewegten Baumhorst von einer Eigenschicht durchsonnter Luft umgeben, und der dunkle Waldstreif am Horizont wird durch die Landweite der geschälten Felder und die Wolkenballungen über den Wipfeln niedrig und weltenfern gemacht. "Vielleicht wird es schon dunkeln, wenn ich an den Strand komme. Am Rand der Dünen auf der König-Lear-Heide will ich liegen", beschloß Färber, der rasch querfeldein ging. Kein Mensch begegnete ihm. Der Wind blies ihm das beruhigt tiefe Summen vieler Dreschmaschinen bald nah, bald fern ins Ohr, er hatte den kleinen Hundsärger vergessen und pfiff munter vor sich hin. Nun war der Wellenschlag zu hören, allein, dann vermischt ...

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Der mittellose, etwa dreißigjährige Dichter Anton Färber, der bei Freunden auf dem Lande lebte, hatte sich soeben zum Nachmittagsschlaf auf sein Bett gelegt, als das jaulende Lärmen der Hofhunde ihn mit einer Verwünschung hochfahren ließ. Kurzsichtig - das Glas lag neben ihm auf dem Stuhle - blinzelte er zum Fenster, pfiff einige Male gellend und ließ den Kopf wieder zwischen die Kissen fallen, mit einem Aufatmen in der plötzlich stark rauschenden Stille. Die Augenlider glitten kühl herab, der Mund öffnete sich ein wenig, die Glieder ruhten tiefer in den Polstern, und sacht verschwimmende Bilder flossen im Hirn -, als das Jaulen neu einsetzte und Färber vollwach auffuhr. "Auf dem Lande kommen die Tiere vor den Menschen, also, da sich das Viehzeug, scheint's, nicht beruhigen will, geh ich ein wenig spazieren? Ans Meer? Ans Meer!" An der Gartenpforte zögerte er, öffnete sie, trat ein, und zwischen Gemüsebeeten hindurch ging er den überrasten Gang abwärts, bis dahin, wo er sich im Gewucher von Haseln, Schneeballstrauch, Holunder und anderm Wildgewächs verlor. Hier setzte er sich auf eine Bank und sann vor sich. Seine Hand tastete spielend nach manchem Zweig, riß ihn ab, entblätterte ihn. Er kaute darauf. Dann waren rote Beeren da, und er freute sich an ihnen. Seine Stirn runzelte sich unwillig. "Ich muß gehen", murmelte er und gab sich einen Ruck. Aber er war so müde. Er lehnte sich zurück, ein bitterer Geschmack zog im Munde herum. Noch mehr Zweige, noch mehr Blätter, noch mehr Gekäu. Was sollte das? Die reine Spielerei. "Nein, ich muß gehen." Dann war ihm, als kläfften die Hunde wieder, aber so fern, so fern ... Dann ... Und nun ging er wirklich. Seit die letzten Hocken eingefahren sind, ist die Landschaft weit geworden, ausgeräumt. Die verstreuten Höfe liegen endlos voneinander entfernt, jeder in seinem windbewegten Baumhorst von einer Eigenschicht durchsonnter Luft umgeben, und der dunkle Waldstreif am Horizont wird durch die Landweite der geschälten Felder und die Wolkenballungen über den Wipfeln niedrig und weltenfern gemacht. "Vielleicht wird es schon dunkeln, wenn ich an den Strand komme. Am Rand der Dünen auf der König-Lear-Heide will ich liegen", beschloß Färber, der rasch querfeldein ging. Kein Mensch begegnete ihm. Der Wind blies ihm das beruhigt tiefe Summen vieler Dreschmaschinen bald nah, bald fern ins Ohr, er hatte den kleinen Hundsärger vergessen und pfiff munter vor sich hin. Nun war der Wellenschlag zu hören, allein, dann vermischt ...

More books from Books on Demand

Cover of the book Water from the Fountain by Hans Fallada
Cover of the book Die Urangst besiegen by Hans Fallada
Cover of the book Die getarnte Sommerfelddienstbekleidung der DDR 1956 bis 1990 by Hans Fallada
Cover of the book stringtheorie by Hans Fallada
Cover of the book Ein freier Tag am See by Hans Fallada
Cover of the book Die Fahrzeuge der Spiekerooger Inselbahn by Hans Fallada
Cover of the book Und es ward Licht by Hans Fallada
Cover of the book Witze rund um Handball by Hans Fallada
Cover of the book Natural Magick by Hans Fallada
Cover of the book Medieval Medicine by Hans Fallada
Cover of the book Vater Goriot by Hans Fallada
Cover of the book Deutschlandbilder by Hans Fallada
Cover of the book Mit Motorboot und Schlitten in Grönland by Hans Fallada
Cover of the book Unterwegs nach Santiago... by Hans Fallada
Cover of the book eLearning Qualitäts-Evaluationstool by Hans Fallada
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy