Damals bei uns daheim

Erlebtes, Erfahrenes und Erfundenes

Fiction & Literature, Classics
Cover of the book Damals bei uns daheim by Hans Fallada, epubli
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Hans Fallada ISBN: 9783746723464
Publisher: epubli Publication: May 12, 2018
Imprint: Language: German
Author: Hans Fallada
ISBN: 9783746723464
Publisher: epubli
Publication: May 12, 2018
Imprint:
Language: German

Feierliche Abendessen, zu jenen grauen Vorzeiten um das Jahr 1905 herum "Diners" genannt, waren der Schrecken meiner Eltern, aber die Wonne von uns Kindern. War das Weihnachtsfest vorüber, hatten zu Neujahr Portier, Briefträger, Schornsteinfeger, Waschfrau, der Milch- wie der Bäckerjunge ihren meist sowohl hinten gereimten wie auf buntes Papier gedruckten Neujahrswunsch abgegeben und dafür nach einer geheimnisvollen Preisskala Beträge von zwei bis zu zehn Mark empfangen, so fing meine gute Mutter erst sachte, bald dringlicher an zu mahnen: "Arthur, wir müssen wohl allmählich an unser Diner denken!" Zuerst sagte mein Vater nur leichthin: "Das hat gottlob noch ein bißchen Zeit!" Später seufzte er, schließlich stimmte er bei: "Dann werden wir also wieder einmal in den sauren Apfel beißen müssen. Aber das sage ich dir, Louise: mehr als fünfundzwanzig Personen laden wir diesmal nicht ein! Das vorige Mal war eine Fülle, daß keiner bei Tisch die Ellbogen bewegen konnte!" Worauf Mutter ihm zu bedenken gab, daß wir, bloß um uns zu "revanchieren", mindestens vierzig Personen einladen müßten. "Sonst müssen wir eben zwei Diners geben, und zweimal diesen Aufstand im Hause zu haben, das bringt dich und mich um! Außerdem würden die zum zweiten Diner Eingeladenen alle gekränkt sein, denn ein zweites Diner gilt doch nur als Lumpensammler!" So glitten die Eltern ganz von selbst in immer häufigere eifrige Debatten über "unser Diner", Debatten, denen wir Kinder mit größter Anteilnahme lauschten. Noch nicht so wichtig war uns die Frage, wer geladen wurde, wer neben wem sitzen sollte, trotzdem gerade diese Frage meinen Eltern besonderes Kopfzerbrechen machte. Denn einesteils waren Rangordnung und Dienstalter (unter Berücksichtigung etwaiger Ordensauszeichnungen) strengstens zu beachten, zum andern mußten auch persönliche Sym- und Antipathien bedacht werden. Und schließlich entstand die schwere Frage: Hatten die so für ein vierstündiges Essen aneinander Gebannten sich auch was zu …

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Feierliche Abendessen, zu jenen grauen Vorzeiten um das Jahr 1905 herum "Diners" genannt, waren der Schrecken meiner Eltern, aber die Wonne von uns Kindern. War das Weihnachtsfest vorüber, hatten zu Neujahr Portier, Briefträger, Schornsteinfeger, Waschfrau, der Milch- wie der Bäckerjunge ihren meist sowohl hinten gereimten wie auf buntes Papier gedruckten Neujahrswunsch abgegeben und dafür nach einer geheimnisvollen Preisskala Beträge von zwei bis zu zehn Mark empfangen, so fing meine gute Mutter erst sachte, bald dringlicher an zu mahnen: "Arthur, wir müssen wohl allmählich an unser Diner denken!" Zuerst sagte mein Vater nur leichthin: "Das hat gottlob noch ein bißchen Zeit!" Später seufzte er, schließlich stimmte er bei: "Dann werden wir also wieder einmal in den sauren Apfel beißen müssen. Aber das sage ich dir, Louise: mehr als fünfundzwanzig Personen laden wir diesmal nicht ein! Das vorige Mal war eine Fülle, daß keiner bei Tisch die Ellbogen bewegen konnte!" Worauf Mutter ihm zu bedenken gab, daß wir, bloß um uns zu "revanchieren", mindestens vierzig Personen einladen müßten. "Sonst müssen wir eben zwei Diners geben, und zweimal diesen Aufstand im Hause zu haben, das bringt dich und mich um! Außerdem würden die zum zweiten Diner Eingeladenen alle gekränkt sein, denn ein zweites Diner gilt doch nur als Lumpensammler!" So glitten die Eltern ganz von selbst in immer häufigere eifrige Debatten über "unser Diner", Debatten, denen wir Kinder mit größter Anteilnahme lauschten. Noch nicht so wichtig war uns die Frage, wer geladen wurde, wer neben wem sitzen sollte, trotzdem gerade diese Frage meinen Eltern besonderes Kopfzerbrechen machte. Denn einesteils waren Rangordnung und Dienstalter (unter Berücksichtigung etwaiger Ordensauszeichnungen) strengstens zu beachten, zum andern mußten auch persönliche Sym- und Antipathien bedacht werden. Und schließlich entstand die schwere Frage: Hatten die so für ein vierstündiges Essen aneinander Gebannten sich auch was zu …

More books from epubli

Cover of the book Dr. Geltsamers erinnerte Memoiren - Teil 2 by Hans Fallada
Cover of the book Vom Saulus zum Paulus by Hans Fallada
Cover of the book Древние легенды, мифы и история нашей цивилизации с точки зрения ХХI века н.э. by Hans Fallada
Cover of the book Wetterwörterbuch - Dictionnaire Météo by Hans Fallada
Cover of the book Elfen, Feen & Zwerge by Hans Fallada
Cover of the book Der Ruck nach rechts by Hans Fallada
Cover of the book Nur belogen. Abrechnung mit meinem Vater by Hans Fallada
Cover of the book Der Schlüssel der Isis by Hans Fallada
Cover of the book Na dann, Gute Nacht! by Hans Fallada
Cover of the book Der Schimmelreiter von Theodor Storm by Hans Fallada
Cover of the book Yachtcharter Checklisten. Für den gelungenen Segeltörn. Und zum Skippertraining nach der SKS-Prüfung. by Hans Fallada
Cover of the book Das Halsband der Königin by Hans Fallada
Cover of the book Da lachen selbst die Hühner by Hans Fallada
Cover of the book SELBSTLIEBE PRAXISBUCH: Wie Du wieder zu Dir selbst zurück findest und zu leuchten beginnst! by Hans Fallada
Cover of the book Die Börsenschule: Fondauswahl by Hans Fallada
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy