Author: | Philipp Zöllner | ISBN: | 9783640300242 |
Publisher: | GRIN Verlag | Publication: | April 2, 2009 |
Imprint: | GRIN Verlag | Language: | German |
Author: | Philipp Zöllner |
ISBN: | 9783640300242 |
Publisher: | GRIN Verlag |
Publication: | April 2, 2009 |
Imprint: | GRIN Verlag |
Language: | German |
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Skandinavistik, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Noch heute - ein dreiviertel Jahrtausend nach ihrer Entstehung - erfreut sich die Hrafnkels saga größter Beliebtheit. Ihre formale Klarheit und gleichzeitige inhaltliche Vieldeutigkeit entsprechen dem Geschmack des 'modernen' Lesers. Gemeinsam mit der Gunnlaugs saga erscheint die sie in mehr Ausgaben als irgendeine andere isländische Saga. Seit ihrer Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert wurde sie in mehr als 15 Sprachen übersetzt, davon allein über 20 Mal ins Deutsche. Seit 1839 ist die Hrafnkels saga in mehr als 20 Editionen erschienen. Nach wie vor ist sie die beliebteste ostisländische Saga und steht innerhalb der Mediävistik weiterhin im Fokus der Sagaforschung. Die unterschiedlichen Meinungen divergieren so stark, wie selten bei einer anderen Isländersaga. Zu keiner anderen Saga äußert sich die Forschung derart umfassend und ausgiebig. Neben der für eine Saga beträchtigen Leserschaft stellt jeder weitere Aufsatz zur Hrafnkels saga gleichermaßen einen Beitrag zu deren Popularität dar. Als einen der vollkommensten Kurzromane aller Zeiten bezeichnet sie Nordal. Schier und Röhn vergleichen sie gar mit einer Novelle. Derartige Assoziationen können wohl kaum zufällig sein. Wie kommt es also, dass es die gut 750 Jahre alte Hrafnkatla mit den o.g. viel moderneren literarischen Gattungen aufnehmen kann? Neben dem bis heute umstrittenen Inhalt1 ist die Antwort zunächst in ihrer doch sehr ökonomischen Struktur zu suchen. Die Hrafnkels saga bildet, so Boyer, gemeinsam mit der Gunnlaugs saga Ormstunga und der Njála ein Dreigestirn mustergültiger Vertreter der Sagagattung. Trotzdem tut sich die Hrafnkels saga gegenüber den beiden anderen angeführten Sagas in einigen wesentlichen Punkten hervor: Vorab ist es bemerkenswert, dass gar keine eddischen, skaldischen oder losen Strophen (lausavísur) in die Saga eingeflochten sind, wie es bei den meisten anderen Isländersagas der Fall ist. Es lassen sich sehr typische Sagamotive finden, wie z.B. Traum (Hallfreds Warntraum), Brüderpaare (Thorbjörn / Bjarni, Sam / Eyvind, Thorgeir / Thorkel), Tod von Unschuldigen (Eyvind), vergebliche Warnung (Diener Eyvinds) oder die zur Rache aufreizende Frau (Magd). Weiterhin auffällig ist der vollständige Verzicht auf fantastische oder mystische Elemente. Nirgends in der Hrafnkatla wird die poetische Realität durch Trolle, Naturgeister oder überirdische Kräfte kompromittiert. Auch zeigt sich die Saga bar jeder Erotik und Romantisierung [...]
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Skandinavistik, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Noch heute - ein dreiviertel Jahrtausend nach ihrer Entstehung - erfreut sich die Hrafnkels saga größter Beliebtheit. Ihre formale Klarheit und gleichzeitige inhaltliche Vieldeutigkeit entsprechen dem Geschmack des 'modernen' Lesers. Gemeinsam mit der Gunnlaugs saga erscheint die sie in mehr Ausgaben als irgendeine andere isländische Saga. Seit ihrer Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert wurde sie in mehr als 15 Sprachen übersetzt, davon allein über 20 Mal ins Deutsche. Seit 1839 ist die Hrafnkels saga in mehr als 20 Editionen erschienen. Nach wie vor ist sie die beliebteste ostisländische Saga und steht innerhalb der Mediävistik weiterhin im Fokus der Sagaforschung. Die unterschiedlichen Meinungen divergieren so stark, wie selten bei einer anderen Isländersaga. Zu keiner anderen Saga äußert sich die Forschung derart umfassend und ausgiebig. Neben der für eine Saga beträchtigen Leserschaft stellt jeder weitere Aufsatz zur Hrafnkels saga gleichermaßen einen Beitrag zu deren Popularität dar. Als einen der vollkommensten Kurzromane aller Zeiten bezeichnet sie Nordal. Schier und Röhn vergleichen sie gar mit einer Novelle. Derartige Assoziationen können wohl kaum zufällig sein. Wie kommt es also, dass es die gut 750 Jahre alte Hrafnkatla mit den o.g. viel moderneren literarischen Gattungen aufnehmen kann? Neben dem bis heute umstrittenen Inhalt1 ist die Antwort zunächst in ihrer doch sehr ökonomischen Struktur zu suchen. Die Hrafnkels saga bildet, so Boyer, gemeinsam mit der Gunnlaugs saga Ormstunga und der Njála ein Dreigestirn mustergültiger Vertreter der Sagagattung. Trotzdem tut sich die Hrafnkels saga gegenüber den beiden anderen angeführten Sagas in einigen wesentlichen Punkten hervor: Vorab ist es bemerkenswert, dass gar keine eddischen, skaldischen oder losen Strophen (lausavísur) in die Saga eingeflochten sind, wie es bei den meisten anderen Isländersagas der Fall ist. Es lassen sich sehr typische Sagamotive finden, wie z.B. Traum (Hallfreds Warntraum), Brüderpaare (Thorbjörn / Bjarni, Sam / Eyvind, Thorgeir / Thorkel), Tod von Unschuldigen (Eyvind), vergebliche Warnung (Diener Eyvinds) oder die zur Rache aufreizende Frau (Magd). Weiterhin auffällig ist der vollständige Verzicht auf fantastische oder mystische Elemente. Nirgends in der Hrafnkatla wird die poetische Realität durch Trolle, Naturgeister oder überirdische Kräfte kompromittiert. Auch zeigt sich die Saga bar jeder Erotik und Romantisierung [...]