Die Europäische Zentralbank: Kritische Betrachtung ihrer Geldpolitik und demokratischen Stellung

Nonfiction, Social & Cultural Studies, Political Science
Cover of the book Die Europäische Zentralbank: Kritische Betrachtung ihrer Geldpolitik und demokratischen Stellung by Robert Rädel, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Robert Rädel ISBN: 9783638179522
Publisher: GRIN Verlag Publication: March 29, 2003
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Robert Rädel
ISBN: 9783638179522
Publisher: GRIN Verlag
Publication: March 29, 2003
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Europäische Union, Note: Sehr gut, Freie Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar: Wirtschaftspolitik - Einführung in Theorie, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit der Errichtung der EZB und der Vollendung der Europäischen Währungsunion am 1. Januar 1999 vollbrachten die Mitgliedsländer EU eine politisch herausragende Integrationsleistung. Die Übertragung der Währungshoheit und geldpolitischen Kompetenz auf eine supranationale Organisation bedeutete die Aufgabe wichtiger Teile nationalstaatlicher Souveränität, und ist zu Recht als historisch einmalig gewürdigt worden. Diese Arbeit beleuchtet die politik- und wirtschaftswissenschaftlichen Aspekte der EWU sowie die politische Stellung der EZB und hinterfragt sie kritisch. Es wird gefragt, ob die vorgeschriebene Richtung der Geldpolitik und die Fixierung auf die Inflationsbekämpfung die Auswirkungen der Zentralbankhandlungen auf das Wohlergehen breiter Bevölkerungsgruppen ausreichend berücksichtigen, und ob aus demokratietheoretischer Sicht die Unabhängigkeit der EZB und damit die fehlende demokratische Steuerung eines Teils der staatlichen Exekutive legitimiert werden können. Die angebotstheoretische Sichtweise hat sich vorerst durchgesetzt, zumindest wurde im Vertrag über die EU die Preisstabilität als oberstes Mandat der Europäischen Zentralbank definiert. Da diese Festlegung quasi unumkehrbar ist, ist die geldpolitische Ausrichtung Europas auf ungewisse Zeit vorherbestimmt. Fraglich ist, ob sich in Zukunft nicht doch wirtschaftliche Situationen einstellen könnten, in denen ein Abweichen vom Dogma der Geldwertstabilität volkswirtschaftlich geboten ist. Auch ist es möglich, dass gesellschaftspolitisch notwendige Umverteilungsanstrengungen durch die restriktive Geldmengenpolitik der EZB mit höherer Arbeitslosigkeit bestraft werden, und dass einseitig bestimmte soziale Gruppen bevorzugt werden. Normativ-institutionell und politisch-praktisch ist kein Einfluss auf die Entscheidungen der EZB möglich. Sie ist vollkommen weisungsunabhängig und personell autonom. Dieses demokratische Legitimationsproblem ist schwer lösbar. Eine direkte demokratische Kontrolle darf es vielleicht auch nicht geben, um die für den Wohlstand der Gesellschaft so sensible Geldpolitik den Versuchungen der Tagespolitik zu entziehen. Aber solange die EZB einem wirksamen System von checks and balances völlig enthoben ist und auch langfristig keine Möglichkeit besteht, ein Umsteuern zu bewirken, falls dies von der Mehrheit der Europäer gewünscht wird, besteht die Bedrohung, dass die EZB an der ökonomischen und bürgerlichen Akzeptanz vorbeisteuert und das gesamte System der EU gefährdet.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Europäische Union, Note: Sehr gut, Freie Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar: Wirtschaftspolitik - Einführung in Theorie, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit der Errichtung der EZB und der Vollendung der Europäischen Währungsunion am 1. Januar 1999 vollbrachten die Mitgliedsländer EU eine politisch herausragende Integrationsleistung. Die Übertragung der Währungshoheit und geldpolitischen Kompetenz auf eine supranationale Organisation bedeutete die Aufgabe wichtiger Teile nationalstaatlicher Souveränität, und ist zu Recht als historisch einmalig gewürdigt worden. Diese Arbeit beleuchtet die politik- und wirtschaftswissenschaftlichen Aspekte der EWU sowie die politische Stellung der EZB und hinterfragt sie kritisch. Es wird gefragt, ob die vorgeschriebene Richtung der Geldpolitik und die Fixierung auf die Inflationsbekämpfung die Auswirkungen der Zentralbankhandlungen auf das Wohlergehen breiter Bevölkerungsgruppen ausreichend berücksichtigen, und ob aus demokratietheoretischer Sicht die Unabhängigkeit der EZB und damit die fehlende demokratische Steuerung eines Teils der staatlichen Exekutive legitimiert werden können. Die angebotstheoretische Sichtweise hat sich vorerst durchgesetzt, zumindest wurde im Vertrag über die EU die Preisstabilität als oberstes Mandat der Europäischen Zentralbank definiert. Da diese Festlegung quasi unumkehrbar ist, ist die geldpolitische Ausrichtung Europas auf ungewisse Zeit vorherbestimmt. Fraglich ist, ob sich in Zukunft nicht doch wirtschaftliche Situationen einstellen könnten, in denen ein Abweichen vom Dogma der Geldwertstabilität volkswirtschaftlich geboten ist. Auch ist es möglich, dass gesellschaftspolitisch notwendige Umverteilungsanstrengungen durch die restriktive Geldmengenpolitik der EZB mit höherer Arbeitslosigkeit bestraft werden, und dass einseitig bestimmte soziale Gruppen bevorzugt werden. Normativ-institutionell und politisch-praktisch ist kein Einfluss auf die Entscheidungen der EZB möglich. Sie ist vollkommen weisungsunabhängig und personell autonom. Dieses demokratische Legitimationsproblem ist schwer lösbar. Eine direkte demokratische Kontrolle darf es vielleicht auch nicht geben, um die für den Wohlstand der Gesellschaft so sensible Geldpolitik den Versuchungen der Tagespolitik zu entziehen. Aber solange die EZB einem wirksamen System von checks and balances völlig enthoben ist und auch langfristig keine Möglichkeit besteht, ein Umsteuern zu bewirken, falls dies von der Mehrheit der Europäer gewünscht wird, besteht die Bedrohung, dass die EZB an der ökonomischen und bürgerlichen Akzeptanz vorbeisteuert und das gesamte System der EU gefährdet.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Tax Structure And Economic Growth In Nigeria by Robert Rädel
Cover of the book Matteo Bandellos Novellensammlung by Robert Rädel
Cover of the book Die Supply Chain Balanced Scorecard und ihr Nutzen für das Supply Chain Controlling by Robert Rädel
Cover of the book Faires Streiten trotz Wut im Bauch - Fördermöglichkeiten zur gewaltfreien Konfliktlösung in der 3b der KGS L. by Robert Rädel
Cover of the book Bjarne Reuter Außenseiterkonstruktion - en som hodder, buster-trilogi by Robert Rädel
Cover of the book Grenzräume und Randzonen als Reichssubjekte by Robert Rädel
Cover of the book Postausgang bearbeiten (Unterweisung Bürokaufmann / -kauffrau) by Robert Rädel
Cover of the book Das Portrait Martin Luthers - Die Schaffung eines Images by Robert Rädel
Cover of the book Selbstverletzendes Verhalten junger Frauen by Robert Rädel
Cover of the book The Imagery of Sea and Land in Fred D'Aguiar's Feeding the Ghosts by Robert Rädel
Cover of the book Geschlechterkonstruktionen im Wandel der Zeit by Robert Rädel
Cover of the book Von der Kritischen Theorie zur Kritischen Erziehungswissenschaft by Robert Rädel
Cover of the book Eleonore von Aquitanien. Königin von Fankreich und England, Mäzene, femme fatale by Robert Rädel
Cover of the book Völkerrechtliche Immunitäten und die Frage der Entschädigung für Verletzungen des Humanitären Völkerrechts im Kontext des Globalisierungsdiskurses by Robert Rädel
Cover of the book Darstellung der rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des OOO Zentrum für Information und Marketing by Robert Rädel
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy