Jakob lässt mich sitzen

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Cover of the book Jakob lässt mich sitzen by Joachim Nowotny, EDITION digital
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Author: Joachim Nowotny ISBN: 9783863941901
Publisher: EDITION digital Publication: June 28, 2013
Imprint: EDITION digital Language: German
Author: Joachim Nowotny
ISBN: 9783863941901
Publisher: EDITION digital
Publication: June 28, 2013
Imprint: EDITION digital
Language: German

Heiko steht am Zaun und wartet auf seinen großen Freund Jakob. Seit Tagen ist er nicht mehr nach der Arbeit an den Fischteichen vorbeigekommen und hat Heiko auf seiner Jawa mitgenommen. Jakobs Gedanken sind nur noch bei Manja, der hübschen Tochter des Försters. Für sie ist der Platz auf der Rückbank jetzt reserviert. Heiko kann nicht mehr schlafen und sich in der Schule nicht konzentrieren. Er müsste dafür sorgen, dass die beiden nicht zueinander finden. Wird er Jakob wieder ganz für sich haben? LESEPROBE: Jakob geht jetzt mit schnellen Schritten auf dem Vorplatz hin und her. Immer wieder blickt er zur Uhr. Dann wieder zum Himmel. Nachdem die ersten Tropfen auf den Lederrücken trommeln, kommt er zu mir ans Geländer. 'Das gibt einen Wolkenbruch, mindestens', sagt er heiser. 'Ich muss raus zu den Teichen, wir haben Kalk ungedeckt liegen. Der schwimmt uns weg.' 'Hast du nicht Feierabend?', frage ich. Er sieht mich erstaunt an. 'Feierabend hin, Feierabend her. Wenn's brennt, kann man nicht auf den Achtstundentag pochen.' Na, denk ich, brennen wird es ja nicht gerade. Eher das Gegenteil. Aber wenn er um den Kalk bangt, warum steht er dann noch hier? Soll er doch abzischen. Jakob fährt sich mit dem Zeigefinger zwischen Kragen und Halshaut. 'Die Manja', fragt er, 'kennst du sie zufällig?' Ich tue so, als ginge mich die Sache nichts an. 'Ist es die eingebildete Blonde vom Försterhaus?', frage ich deshalb scheinheilig zurück. 'Ja, die!', antwortet Jakob eilig. 'Sag ihr, dass ich da war. Machst du das?' 'Mal sehn.' 'Richt ihr aus, ich hätt sie gern heimgefahren bei der Witterung.' Ich springe vom Geländer und drücke mich durch die schwere Tür in die Bahnhofshalle. Bin ich vielleicht ein Briefträger, dass ich in einer Tour Nachrichten übermitteln soll. Warum machen sie den Mund nicht selber auf, wenn sie sich sehn? Nur Ärger hat man mit den verliebten Leuten! Jakob rennt noch einmal im strömenden Regen auf dem Vorplatz hin und her. Er kann sich nicht entschließen. Einerseits wartet die dringende Arbeit bei den Teichen auf ihn. Andrerseits könnte eine gewisse Manja erstaunt darüber sein, wenn er hier fehlt. Und es ist noch gar nicht ausgemacht, ob dieser Heiko den Auftrag ordentlich ausführt ... Endlich springt er doch auf die Maschine. Pfützenwasser klatscht unter den Reifen auf. Aus dem Auspuff donnert es, dass die Scheiben klirren. Dann verschwindet Jakob hinter einer schwarzen Regenwand.

Joachim Nowotny entstammt einer Arbeiterfamilie. Er absolvierte eine Lehre als Zimmermann und arbeitete in diesem Beruf. 1954 legte er an einer Arbeiter-und-Bauern-Fakultät die Reifeprüfung ab und studierte anschließend bis 1958 Germanistik an der Universität Leipzig. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Verlagslektor. Seit 1962 lebt er als freier Schriftsteller in Leipzig. Von 1967 bis 1982 wirkte er als Dozent am dortigen Literaturinstitut Johannes R. Becher. Joachim Nowotny ist Verfasser von Erzählungen, Romanen, Hör- und Fernsehspielen. Den Schwerpunkt seines Werkes bilden Kinder- und Jugendbücher; thematisch ist er eng mit seiner Heimatregion, der Lausitz, verbunden. Nowotny behandelte als einer der ersten DDR-Autoren am Beispiel des Lausitzer Braunkohle-Tagebaus Themen wie Landschafts- und Umweltzerstörung. Joachim Nowotny ist seit 1990 Mitglied des Verbands Deutscher Schriftsteller. Auszeichnungen: 1971 Alex-Wedding-Preis, 1977 Heinrich-Mann-Preis 1979 Nationalpreis der DDR (II. Klasse für Kunst und Literatur) 1986 Kunstpreis des FDGB. Bibliografie (Auswahl) Hochwasser im Dorf, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1963 Jagd in Kaupitz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1964 Hexenfeuer, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1965 Jakob läßt mich sitzen, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1965 Labyrinth ohne Schrecken, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1967 Der Riese im Paradies, Der Kinderbuchverlag, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1969 Sonntag unter Leuten, Mitteldeutscher Verlag, Halle (S.) 1971 Ein gewisser Robel, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1976 Die Gudrunsage, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1976 Ein seltener Fall von Liebe, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1978 Abschiedsdisco, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1981 Letzter Auftritt der Komparsen, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1981 Die Äpfel der Jugend, Aufbau Verlag, Berlin 1983 Ein Lächeln für Zacharias, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1983 Der erfundene Traum und andere Geschichten, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1984 Schäfers Stunde, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1985 Der Popanz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1986 Wo der Wassermann wohnt, Domowina Verlag, Bautzen 1988 (zusammen mit Gerald Große) Adebar und Kunigunde, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1990 Als ich Gundas Löwe war, Faber & Faber, Leipzig 2001

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Heiko steht am Zaun und wartet auf seinen großen Freund Jakob. Seit Tagen ist er nicht mehr nach der Arbeit an den Fischteichen vorbeigekommen und hat Heiko auf seiner Jawa mitgenommen. Jakobs Gedanken sind nur noch bei Manja, der hübschen Tochter des Försters. Für sie ist der Platz auf der Rückbank jetzt reserviert. Heiko kann nicht mehr schlafen und sich in der Schule nicht konzentrieren. Er müsste dafür sorgen, dass die beiden nicht zueinander finden. Wird er Jakob wieder ganz für sich haben? LESEPROBE: Jakob geht jetzt mit schnellen Schritten auf dem Vorplatz hin und her. Immer wieder blickt er zur Uhr. Dann wieder zum Himmel. Nachdem die ersten Tropfen auf den Lederrücken trommeln, kommt er zu mir ans Geländer. 'Das gibt einen Wolkenbruch, mindestens', sagt er heiser. 'Ich muss raus zu den Teichen, wir haben Kalk ungedeckt liegen. Der schwimmt uns weg.' 'Hast du nicht Feierabend?', frage ich. Er sieht mich erstaunt an. 'Feierabend hin, Feierabend her. Wenn's brennt, kann man nicht auf den Achtstundentag pochen.' Na, denk ich, brennen wird es ja nicht gerade. Eher das Gegenteil. Aber wenn er um den Kalk bangt, warum steht er dann noch hier? Soll er doch abzischen. Jakob fährt sich mit dem Zeigefinger zwischen Kragen und Halshaut. 'Die Manja', fragt er, 'kennst du sie zufällig?' Ich tue so, als ginge mich die Sache nichts an. 'Ist es die eingebildete Blonde vom Försterhaus?', frage ich deshalb scheinheilig zurück. 'Ja, die!', antwortet Jakob eilig. 'Sag ihr, dass ich da war. Machst du das?' 'Mal sehn.' 'Richt ihr aus, ich hätt sie gern heimgefahren bei der Witterung.' Ich springe vom Geländer und drücke mich durch die schwere Tür in die Bahnhofshalle. Bin ich vielleicht ein Briefträger, dass ich in einer Tour Nachrichten übermitteln soll. Warum machen sie den Mund nicht selber auf, wenn sie sich sehn? Nur Ärger hat man mit den verliebten Leuten! Jakob rennt noch einmal im strömenden Regen auf dem Vorplatz hin und her. Er kann sich nicht entschließen. Einerseits wartet die dringende Arbeit bei den Teichen auf ihn. Andrerseits könnte eine gewisse Manja erstaunt darüber sein, wenn er hier fehlt. Und es ist noch gar nicht ausgemacht, ob dieser Heiko den Auftrag ordentlich ausführt ... Endlich springt er doch auf die Maschine. Pfützenwasser klatscht unter den Reifen auf. Aus dem Auspuff donnert es, dass die Scheiben klirren. Dann verschwindet Jakob hinter einer schwarzen Regenwand.

Joachim Nowotny entstammt einer Arbeiterfamilie. Er absolvierte eine Lehre als Zimmermann und arbeitete in diesem Beruf. 1954 legte er an einer Arbeiter-und-Bauern-Fakultät die Reifeprüfung ab und studierte anschließend bis 1958 Germanistik an der Universität Leipzig. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Verlagslektor. Seit 1962 lebt er als freier Schriftsteller in Leipzig. Von 1967 bis 1982 wirkte er als Dozent am dortigen Literaturinstitut Johannes R. Becher. Joachim Nowotny ist Verfasser von Erzählungen, Romanen, Hör- und Fernsehspielen. Den Schwerpunkt seines Werkes bilden Kinder- und Jugendbücher; thematisch ist er eng mit seiner Heimatregion, der Lausitz, verbunden. Nowotny behandelte als einer der ersten DDR-Autoren am Beispiel des Lausitzer Braunkohle-Tagebaus Themen wie Landschafts- und Umweltzerstörung. Joachim Nowotny ist seit 1990 Mitglied des Verbands Deutscher Schriftsteller. Auszeichnungen: 1971 Alex-Wedding-Preis, 1977 Heinrich-Mann-Preis 1979 Nationalpreis der DDR (II. Klasse für Kunst und Literatur) 1986 Kunstpreis des FDGB. Bibliografie (Auswahl) Hochwasser im Dorf, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1963 Jagd in Kaupitz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1964 Hexenfeuer, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1965 Jakob läßt mich sitzen, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1965 Labyrinth ohne Schrecken, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1967 Der Riese im Paradies, Der Kinderbuchverlag, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1969 Sonntag unter Leuten, Mitteldeutscher Verlag, Halle (S.) 1971 Ein gewisser Robel, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1976 Die Gudrunsage, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1976 Ein seltener Fall von Liebe, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1978 Abschiedsdisco, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1981 Letzter Auftritt der Komparsen, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1981 Die Äpfel der Jugend, Aufbau Verlag, Berlin 1983 Ein Lächeln für Zacharias, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1983 Der erfundene Traum und andere Geschichten, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1984 Schäfers Stunde, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1985 Der Popanz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1986 Wo der Wassermann wohnt, Domowina Verlag, Bautzen 1988 (zusammen mit Gerald Große) Adebar und Kunigunde, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1990 Als ich Gundas Löwe war, Faber & Faber, Leipzig 2001

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