Author: | Lutz Weischer | ISBN: | 9783638883603 |
Publisher: | GRIN Verlag | Publication: | January 3, 2008 |
Imprint: | GRIN Verlag | Language: | German |
Author: | Lutz Weischer |
ISBN: | 9783638883603 |
Publisher: | GRIN Verlag |
Publication: | January 3, 2008 |
Imprint: | GRIN Verlag |
Language: | German |
Essay aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Region: Westeuropa, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar 'Politische Eliten im internationalen Vergleich', 13 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit einigen Jahren wird auch in Deutschland über Elitehochschulen diskutiert. Eine dabei oft geäußerte Überlegung lautet: Gegen eine exklusive Ausbildung für Eliten sei nichts einzuwenden, solange die Frage, wer denn in den Genuss dieser Ausbildung kommen dürfe, in einem offenen Verfahren aufgrund von Leistungskriterien bewertet werde - und die Auswahl nicht aufgrund finanzieller Möglichkeiten, des sozialen Hintergrundes oder familiärer Einbindung in undurchsichtige Netzwerke geschehe. Diese Überlegung ist für einen Franzosen nicht gerade neu. Sie stand im 19. Jahrhundert am Anfang eines Mechanismus zur Selektion gesellschaftlicher Eliten, der bis heute funktioniert. Die politische, administrative, wirtschaftliche und kulturelle Elite rekrutiert sich in Frankreich größtenteils aus den Abgängern einer Handvoll von Elitehochschulen: der Grandes écoles. Der Zugang zu diesen Hochschulen beruht auf knallharten Auswahlverfahren, die sich auschließlich an den Leistungen der Prüflinge orientieren. Grundsätzlich kann an den berühmt-berüchtigten concours jeder teilnehmen, der die Hochschulreife, das Baccalauréat, besitzt - in Frankreich immerhin fast 80Prozent eines Jahrgangs. So sollen die besten eines Jahrganges ausgewählt und auf künftige Führungspositionen vorbereitet werden, ohne Ansehen von Geschlecht, Herkunft und sozio-ökonomischem Hintergrund. Frankreich setzt also im Prinzip seit über einem Jahrhundert das um, was jetzt auch deutsche Bildungspolitiker anstreben. Doch es empfiehlt sich, einen genaueren Blick auf unser Nachbarland zu werfen, bevor man auch diesseits des Rheins mit dem Aufbau von Elitebildungseinrichtungen mit Aufnahmeverfahren beginnt, die vermeintlich gleiche Chancen für alle bergen. Denn am französischen Modell sind erhebliche Fragezeichen angebracht: Reproduziert nicht auch gerade das französische Verfahren mit concours und Grandes écoles soziale Ungleichheiten? Und welche Auswirkungen hat dieses Selektionsverfahren, wenn es auf die politische Elite angewandt wird, wenn also der Abschluss an einer Elitehochschule das entscheidende Kriterium für einen Aufstieg in die politische Elite darstellt?
Essay aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Region: Westeuropa, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar 'Politische Eliten im internationalen Vergleich', 13 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit einigen Jahren wird auch in Deutschland über Elitehochschulen diskutiert. Eine dabei oft geäußerte Überlegung lautet: Gegen eine exklusive Ausbildung für Eliten sei nichts einzuwenden, solange die Frage, wer denn in den Genuss dieser Ausbildung kommen dürfe, in einem offenen Verfahren aufgrund von Leistungskriterien bewertet werde - und die Auswahl nicht aufgrund finanzieller Möglichkeiten, des sozialen Hintergrundes oder familiärer Einbindung in undurchsichtige Netzwerke geschehe. Diese Überlegung ist für einen Franzosen nicht gerade neu. Sie stand im 19. Jahrhundert am Anfang eines Mechanismus zur Selektion gesellschaftlicher Eliten, der bis heute funktioniert. Die politische, administrative, wirtschaftliche und kulturelle Elite rekrutiert sich in Frankreich größtenteils aus den Abgängern einer Handvoll von Elitehochschulen: der Grandes écoles. Der Zugang zu diesen Hochschulen beruht auf knallharten Auswahlverfahren, die sich auschließlich an den Leistungen der Prüflinge orientieren. Grundsätzlich kann an den berühmt-berüchtigten concours jeder teilnehmen, der die Hochschulreife, das Baccalauréat, besitzt - in Frankreich immerhin fast 80Prozent eines Jahrgangs. So sollen die besten eines Jahrganges ausgewählt und auf künftige Führungspositionen vorbereitet werden, ohne Ansehen von Geschlecht, Herkunft und sozio-ökonomischem Hintergrund. Frankreich setzt also im Prinzip seit über einem Jahrhundert das um, was jetzt auch deutsche Bildungspolitiker anstreben. Doch es empfiehlt sich, einen genaueren Blick auf unser Nachbarland zu werfen, bevor man auch diesseits des Rheins mit dem Aufbau von Elitebildungseinrichtungen mit Aufnahmeverfahren beginnt, die vermeintlich gleiche Chancen für alle bergen. Denn am französischen Modell sind erhebliche Fragezeichen angebracht: Reproduziert nicht auch gerade das französische Verfahren mit concours und Grandes écoles soziale Ungleichheiten? Und welche Auswirkungen hat dieses Selektionsverfahren, wenn es auf die politische Elite angewandt wird, wenn also der Abschluss an einer Elitehochschule das entscheidende Kriterium für einen Aufstieg in die politische Elite darstellt?