Die Kavalierstour in der frühen Neuzeit

Nonfiction, History, European General
Cover of the book Die Kavalierstour in der frühen Neuzeit by Alexander Schug, GRIN Verlag
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Author: Alexander Schug ISBN: 9783638160278
Publisher: GRIN Verlag Publication: December 25, 2002
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Alexander Schug
ISBN: 9783638160278
Publisher: GRIN Verlag
Publication: December 25, 2002
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Geschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: Die frühe Neuzeit ist nicht nur die Zeit der großen Entdeckungsreisen, sondern auch der humanistischen Bildungsreform. Wurde im Mittelalter noch die Stabilität gegenüber der Mobilität aufgewertet, drehte sich dieses Verhältnis in der Frühneuzeit um. Damit sah man auch die zuvor als sündhaft betrachtete theoretische Neugier (curiositas) in einem anderen Licht. Die kirchlichen Warnungen im Mittelalter, daß curiositas zu destruktiven Erfahrungen führen, und - noch viel schlimmer - häretisches Gedankengut heraufbeschwören würde, verblaßten mit der Zeit.1 Neues zu erfahren, sich zu bilden gehörten in der frühen Neuzeit zunehmend zum Habitus bestimmter gesellschaftlicher Schichten, insbesondere auch des Adels. Der damit legitimierte Empirismus ermöglichte das Zeitalter der Entdeckungen und neue Formen des sich Bildens. Ein Hauptaspekt dieser neuen Formen des sich Bildens war die Abwertung des Hörensagens und des Gedächtnisses - zwei Elemente die bislang Wissen mitkonstituiert hatten. Der - wie erwähnt - im Humanismus legitimierte Empirismus bedeutete eben die Abwertung des Hörensagens und Gedächtnisses, weil man Selbstbeobachtetes höher stellte als von anderen Übernommenes. Das 'unzuverlässige' Gedächtnis als Speichereinheit wurde immer mehr vernachlässigt; Gesehenes oder Wissen allgemein wurde zunehmend dem Papier anvertraut. Eng verbunden mit der Neuauffassung von Bildung und Wissen war das Reisen. Es reichte nicht mehr, sich nur erzählen zu lassen was auf der Welt passiert. Man mußte selber reisen, sehen, erfahren. Die Reise rückte in diesem Sinne in der frühen Neuzeit in den Kontext der Bildung und Erziehung - ein bis dahin außerhalb der Gelehrtenreise zu den europäischen Universitäten oder der Entdeckungsreisen nicht explizit formulierter Reisezweck - und wurde von den Humanisten der frühen Neuzeit besonders gepriesen. Vertreter des Humanismus wie Erasmus von Rotterdam hatten bisher übliche Reiseformen wie die Pilgerfahrt als nutzlos, kostspielig und für die Sitten verderblich geschmäht und gemeint, ihr Hauptertrag bestünde in der Möglichkeit, mit Abenteuern anzugeben. 'Um wieviel frömmer sei es demgegenüber, an sich selbst zu arbeiten!', so Erasmus von Rotterdam 1542.2 Dieser Ausspruch war programmatisch für das Bildungsideal der Humanisten. Nur durch das Reisen könne man sich wahrhaft bilden gemäß der Devise 'mobiliora sunt nobiliora'3.

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Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Geschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: Die frühe Neuzeit ist nicht nur die Zeit der großen Entdeckungsreisen, sondern auch der humanistischen Bildungsreform. Wurde im Mittelalter noch die Stabilität gegenüber der Mobilität aufgewertet, drehte sich dieses Verhältnis in der Frühneuzeit um. Damit sah man auch die zuvor als sündhaft betrachtete theoretische Neugier (curiositas) in einem anderen Licht. Die kirchlichen Warnungen im Mittelalter, daß curiositas zu destruktiven Erfahrungen führen, und - noch viel schlimmer - häretisches Gedankengut heraufbeschwören würde, verblaßten mit der Zeit.1 Neues zu erfahren, sich zu bilden gehörten in der frühen Neuzeit zunehmend zum Habitus bestimmter gesellschaftlicher Schichten, insbesondere auch des Adels. Der damit legitimierte Empirismus ermöglichte das Zeitalter der Entdeckungen und neue Formen des sich Bildens. Ein Hauptaspekt dieser neuen Formen des sich Bildens war die Abwertung des Hörensagens und des Gedächtnisses - zwei Elemente die bislang Wissen mitkonstituiert hatten. Der - wie erwähnt - im Humanismus legitimierte Empirismus bedeutete eben die Abwertung des Hörensagens und Gedächtnisses, weil man Selbstbeobachtetes höher stellte als von anderen Übernommenes. Das 'unzuverlässige' Gedächtnis als Speichereinheit wurde immer mehr vernachlässigt; Gesehenes oder Wissen allgemein wurde zunehmend dem Papier anvertraut. Eng verbunden mit der Neuauffassung von Bildung und Wissen war das Reisen. Es reichte nicht mehr, sich nur erzählen zu lassen was auf der Welt passiert. Man mußte selber reisen, sehen, erfahren. Die Reise rückte in diesem Sinne in der frühen Neuzeit in den Kontext der Bildung und Erziehung - ein bis dahin außerhalb der Gelehrtenreise zu den europäischen Universitäten oder der Entdeckungsreisen nicht explizit formulierter Reisezweck - und wurde von den Humanisten der frühen Neuzeit besonders gepriesen. Vertreter des Humanismus wie Erasmus von Rotterdam hatten bisher übliche Reiseformen wie die Pilgerfahrt als nutzlos, kostspielig und für die Sitten verderblich geschmäht und gemeint, ihr Hauptertrag bestünde in der Möglichkeit, mit Abenteuern anzugeben. 'Um wieviel frömmer sei es demgegenüber, an sich selbst zu arbeiten!', so Erasmus von Rotterdam 1542.2 Dieser Ausspruch war programmatisch für das Bildungsideal der Humanisten. Nur durch das Reisen könne man sich wahrhaft bilden gemäß der Devise 'mobiliora sunt nobiliora'3.

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