Die Zerstörung nationalen Erbes: Das Berliner Stadtschloss

Nonfiction, History, European General
Cover of the book Die Zerstörung nationalen Erbes: Das Berliner Stadtschloss by Marc Castillon, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Marc Castillon ISBN: 9783640167159
Publisher: GRIN Verlag Publication: September 16, 2008
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Marc Castillon
ISBN: 9783640167159
Publisher: GRIN Verlag
Publication: September 16, 2008
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Essay aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,7, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Geschichtswissenschaften), Veranstaltung: Die DDR und die nationale Frage, 15 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Sprengung des Berliner Schlosses wird in der Literatur oft als reiner Willkürakt beschrieben. Dem war nicht so: Die DDR-Führung wollte die preußische Geschichte aus ideologischen Gründen tilgen. Das Berliner Schloss (und beispielsweise auch das Potsdamer Schloss sowie die Potsdamer Garnisonskirche) wurden gesprengt, obwohl sein Wiederaufbau - wie u. a. das Schloss Charlottenburg beweißt - möglich gewesen wäre, und dass obwohl das Schloss nach den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg (im November 1943, im Mai 1944 und vor allen im Februar 1945) immerhin sogar noch 5 ½ Jahre schutzlos der Witterung ausgesetzt war. Auf einen schlechten baulichen Zustand als Grund für den Abriss des Schlosses konnte sich also niemand berufen. Laurenz Demps bring es auf dem Punkt: 'Die Ruine des Schlosses konnte im Selbstverständnis der Handelnden keine Sinnstiftung mehr übernehmen, sie konnte auch nicht Sinnstiftung sein. Nur ihre Vernichtung machte den Weg frei für eine Neuordnung der Stadt und eine neue Sinnstiftung.' Zeitzeugen wussten jedoch schon vor dem eigentlichen Abriss des Schlosses das Motiv zu benennen: 'Mit dem Schloss wollte man eine monarchistische und aristokratische 'Tradition' vernichten.' Genau dieses nationale Erbe und nationale Symbolhaftigkeit des Schlosses und seine Bedeutung für die nationale, gesamtdeutsche Identifikation nach der Wiedervereinigung waren Hauptargumente für den Beschluss zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses im Jahre 2002. Der kunsthistorische Aspekt des Schlosses tangierte die SED-Regierung nicht, sie entschieden aus rein politisch-ideologischem Kalkül über die Vernichtung von nationalem Erbe. Das Schloss sollte nach den politischen Vorstellungen Ulbrichts & Co unter dem vordergründigen Argument städtebaulicher Belange einem zentralen Demonstrationsplatz für bis zu 300.000 Menschen weichen. Dieser uferlose Aufmarschplatz, ansonsten ohne Funktion, wurde 1951 Realität: Der Marx-Engels-Platz. Im Jahre 1976 wurde durch den Palast der Republik, dem 'Palast für das Volk' anstelle des Hohenzollernschlosses, in der sozialistischen Stadtmitte ein neues bedeutungsschwangeres Symbol gesetzt. Der Palast sollte eine enge Verbundenheit zwischen dem Volk und dem politischen Regime demonstrieren. Wie wir wissen symbolhafte Blüten, die rasch verwelkten.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Essay aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,7, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Geschichtswissenschaften), Veranstaltung: Die DDR und die nationale Frage, 15 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Sprengung des Berliner Schlosses wird in der Literatur oft als reiner Willkürakt beschrieben. Dem war nicht so: Die DDR-Führung wollte die preußische Geschichte aus ideologischen Gründen tilgen. Das Berliner Schloss (und beispielsweise auch das Potsdamer Schloss sowie die Potsdamer Garnisonskirche) wurden gesprengt, obwohl sein Wiederaufbau - wie u. a. das Schloss Charlottenburg beweißt - möglich gewesen wäre, und dass obwohl das Schloss nach den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg (im November 1943, im Mai 1944 und vor allen im Februar 1945) immerhin sogar noch 5 ½ Jahre schutzlos der Witterung ausgesetzt war. Auf einen schlechten baulichen Zustand als Grund für den Abriss des Schlosses konnte sich also niemand berufen. Laurenz Demps bring es auf dem Punkt: 'Die Ruine des Schlosses konnte im Selbstverständnis der Handelnden keine Sinnstiftung mehr übernehmen, sie konnte auch nicht Sinnstiftung sein. Nur ihre Vernichtung machte den Weg frei für eine Neuordnung der Stadt und eine neue Sinnstiftung.' Zeitzeugen wussten jedoch schon vor dem eigentlichen Abriss des Schlosses das Motiv zu benennen: 'Mit dem Schloss wollte man eine monarchistische und aristokratische 'Tradition' vernichten.' Genau dieses nationale Erbe und nationale Symbolhaftigkeit des Schlosses und seine Bedeutung für die nationale, gesamtdeutsche Identifikation nach der Wiedervereinigung waren Hauptargumente für den Beschluss zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses im Jahre 2002. Der kunsthistorische Aspekt des Schlosses tangierte die SED-Regierung nicht, sie entschieden aus rein politisch-ideologischem Kalkül über die Vernichtung von nationalem Erbe. Das Schloss sollte nach den politischen Vorstellungen Ulbrichts & Co unter dem vordergründigen Argument städtebaulicher Belange einem zentralen Demonstrationsplatz für bis zu 300.000 Menschen weichen. Dieser uferlose Aufmarschplatz, ansonsten ohne Funktion, wurde 1951 Realität: Der Marx-Engels-Platz. Im Jahre 1976 wurde durch den Palast der Republik, dem 'Palast für das Volk' anstelle des Hohenzollernschlosses, in der sozialistischen Stadtmitte ein neues bedeutungsschwangeres Symbol gesetzt. Der Palast sollte eine enge Verbundenheit zwischen dem Volk und dem politischen Regime demonstrieren. Wie wir wissen symbolhafte Blüten, die rasch verwelkten.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Identifikationsprobleme und Geschlechterrollenverständnis in Adrienne Kennedys Funnyhouse of a Negro by Marc Castillon
Cover of the book 'Der Gottesbegriff nach Auschwitz'. Hans Jonas´ Versuch, das Schweigen Gottes angesichts von Auschwitz zu erklären by Marc Castillon
Cover of the book Positionen und Probleme der zeitgenössischen Kunst anhand von ausgewählten Objekten Marcel Duchamps by Marc Castillon
Cover of the book Die Maske als kulturelles Phänomen und ihre Verwendung in Stanley Kubricks 'Eyes Wide Shut' und Arthur Schnitzlers 'Traumnovelle' by Marc Castillon
Cover of the book Externe Ursachen globaler Klimavariationen by Marc Castillon
Cover of the book Uti possidetis by Marc Castillon
Cover of the book Dramaturgie im Spielfilm - Jakob und die Entwicklung der Lüge by Marc Castillon
Cover of the book Die wirtschaftliche Beurteilung von Kooperationen am Beispiel des Luftverkehrs by Marc Castillon
Cover of the book Verdrängungswettbewerb - Die Natur als Vorbild by Marc Castillon
Cover of the book Morphologische Wirkungsanalyse des Kinofilms Titanic (USA 1997) by Marc Castillon
Cover of the book Love in 'To His Coy Mistress' by Marc Castillon
Cover of the book Die Positionierung kleinerer Flughäfen im Interkontinentalverkehr - eine marktstrategische Analyse by Marc Castillon
Cover of the book Debate about alternative monetary systems: Silvio Gesell, John Maynard Keynes, Irving Fisher by Marc Castillon
Cover of the book Paulinus von Nola (Fontes Christiani 25, Teilband 2, S. 479 - 577) by Marc Castillon
Cover of the book Die Bildungsbenachteiligung von Schülern mit Migrationshintergrund by Marc Castillon
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy